In der ersten Sonderausstellung seit der Wiedereröffnung im Dezember widmet sich das Wien Museum dem österreichischen Bildhauer und Architekten Fischer von Erlach. Seit dem 1. Februar dieses Jahres sind Werke vom Beginn seines Schaffens in Rom bis hin zu Großaufträgen in Salzburg und Wien, wie etwa der Karlskirche, zu sehen.
Während die neue Dauerausstellung allein im Dezember bereits über 60.000 Besucherinnen und Besucher angezogen hat, wird nun der große Ausstellungsraum im neuen Dachgeschoß mit Leben gefüllt. Im Fokus der Schau auf 1.200 Quadratmetern steht das "Spannungsverhältnis zwischen Abstraktion im Geometrischen und einer Konkretisierung in der Skulptur", teilte das Museum mit. Entstanden ist eine detailreiche Sammlung an Einblicken in die Arbeits- und Denkweisen des Künstlers: "Fischer von Erlach hat den Barock in Wien, Österreich und Mitteleuropa geprägt wie kein Zweiter", so Kurator Andreas Nierhaus. Geschätzt wurde und wird der Architekt jedoch nicht nur für die Wiener Karlskirche, welche sich von der Terrasse des Wien Museums aus mit verändertem Blickwinkel betrachten lässt: Fischers 1721 erschienener "Entwurff Einer Historischen Architectur", der erste Versuch, die Weltgeschichte der Baukunst in einer Sammlung von Bildern zu vereinen, verhalf ihm zu Bekanntheit in Europa. Die gezeigten Kupferstiche reichen dabei etwa von antiken Stätten wie etwa dem Aquädukt von Karthago bis hin zu eigenen Bauten Fischers.
Zahlreiche Ausstellungsobjekte heben auch die Bedeutung des Ovals für Fischer von Erlach hervor. So beschrieb Nierhaus das Motiv als Himmel und Erde verbindendes Element. Sein häufiger Gebrauch offenbart sich anhand einer Vielzahl von Grundrissen, darunter das Schloss Schönbrunn, das Belvedere Liechtenstein und das Gartenpalais Schwarzenberg in Wien, denen Feiersinger die Fläche einer gesamten Wand widmete. Ihre Gegenüberstellung mit den eigens für die Schau angefertigten Architektur-Fotografien komplettiert die zweidimensionalen Eindrücke.
Nach der Fischer von Erlach-Schau mit dem Untertitel "Entwurf einer historischen Architektur", die in Kooperation mit dem Salzburg Museum erarbeitet wurde und die den ganzen Raum mit seinen 1.200 Quadratmetern einnimmt, präsentiert man ab 23. Mai einen "absoluten Blockbuster", wenn die Schau "Secessionen. Klimt, Stuck, Liebermann" von der Alten Nationalgalerie Berlin nach Wien wechselt: Gemeinsam mit dem dortigen Direktor (und künftigen Leiter der Albertina) Ralph Gleis habe man eine Ausstellung entwickelt, die den Versuch anstelle, "die drei um die Jahrhundertwende entstandenen großen Secessionen in Wien, Berlin und München zusammen zu reflektieren". Trotz der "sehr unterschiedlichen stilistischen Zugänge" habe sich damals eine starke Vernetzung der internationalen Avantgarde konstituiert, so Matti Bunzl, Direktor des Wien Museums.
Ab 6. Juni setzt man parallel zu der Secessions-Schau in einer Doppelausstellung mit dem Jüdischen Museum Wien auf den Komplex "Raub": "Das Thema war klar", so Bunzl, verfügten doch "alle Museen in der deutschsprachigen Welt über Objekte, die auf illegitime Art in die Sammlung gekommen sind". Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der Restitutionsforschung im Wien Museum will man den Prozess von der Beraubung über die Aufarbeitung bis hin zu Rückgaben in den Fokus rücken. Während das Kapitel des Raubes am Judenplatz thematisiert wird, setzt man im Wien Museum auf das "Ankommen der Werke" in den Sammlungen und den weiteren Umgang - also die Beforschung und die Restitution. Die Ausstellung verstehe sich dabei "gleichzeitig als künstlerische Installation und temporäres Denkmal", erläuterte Bunzl.