Seit Jahren ist Wien bestrebt, die Stadt resilient gegen die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu machen, damit Wien auch für die kommenden Generationen eine lebenswerte Stadt bleibt. Die Änderung des Mobilitätsverhaltens der Bevölkerung ist dabei ein Schlüsselfaktor. Aber wie können Autofahrer*innen überzeugt werden, das Auto zu Hause zu lassen und auf Öffis oder auf das Fahrrad umzusteigen – oder sogar zu Fuß zu gehen? Genau dieselbe Frage stellt sich die Stadt Budapest, die in den vergangenen zwei bis drei Jahren den gleichen Weg der Klimaresilienz eingeschlagen hat. Die Expert*innen der zwei Städte trafen am 21. September 2023 in Budapest bei einem Workshop zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Petra Jens von der Mobilitätsagentur Wien wies in ihrer Präsentation darauf hin, was für eine wichtige Rolle beim Mobilitätswandel die entsprechende Infrastrukturentwicklung spielt. Baulich getrennte, sichere Radwege, Fahrradhighways, Fußgänger*innenzonen und breite Gehsteige machen nicht nur Lust aufs Fahrradfahren und Zu-Fuß-Gehen, sondern sind auch ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Bewusstseinsbildung und niederschwellige Informationen sind ein ebenso wichtiger Bestandteil wie die Einbindung der Bevölkerung in die Umwandlungsprozesse.
Der 8. Budapester Bezirk ist ein richtiger Vorreiter bei der Umgestaltung des Bezirkes im Sinne von Nachhaltigkeit und Klimaresilienz. Der Bezirk nimmt sich – neben Frankfurt, Brüssel und Barcelona – Wien als Vorbild. Der Vizebürgermeister für Stadtentwicklung des 8. Budapester Bezirkes, Dániel Rádai, führte die Teilnehmer*innen auf einen virtuellen Rundgang zu Projekten der letzten zwei bis drei Jahre. Der Bezirk verschärfte sein Parkraummanagement und verdrängte damit bezirksfremde Autos von seinen Parkplätzen, um Platz für die Anrainer*innen zu schaffen. Im Bezirk werden die Gehsteige den Fußgänger*innen zurückgegeben, Wohnzimmer im Freien errichtet und mit Mikromobilitätspunkten das Chaos von E-Scootern behoben.
Ádám Bodor, der Direktor für Mobilitätsentwicklung der Budapester Verkehrszentrale (BKK), beschäftigte sich in seiner Präsentation mit den Herausforderungen, denen sich die nachhaltige Mobilitätsentwicklung zu Zeiten von multiplen Krisen stellen muss. Neben knappen finanziellen Ressourcen wird das Erreichen der Mobilitätsziele Budapests auch durch negative Prozesse verlangsamt. Die Absiedlung der Bevölkerung aus den innerstädtischen Bezirken ins Umland steigert die Anzahl von Pkws und auch den Pendler*innenverkehr. Trotz erschwerter Bedingungen gibt die BKK nicht auf, den Modal-Split bis 2030 zugunsten der Öffis, des Radfahrens und des Zu-Fuß-Gehens zu verbessern.
Bei der abschließenden Fragerunde wurden die Probleme und Herausforderungen, die beide Städte meistern müssen, von den Expert*innen näher beleuchtet und weitere Ähnlichkeiten entdeckt. Während Frauen lieber Öffis fahren und zu Fuß gehen, sind Männer lieber mit dem Auto unterwegs oder fahren Rad. Zum Abschluss betonte Petra Jans, wie wichtig die Kommunikation mit der Bevölkerung ist, denn ohne die Unterstützung der Wiener*innen sei jede Anstrengung seitens der Stadt wirkungslos.
Am Vorabend des Städteworkshops fand im Budapester Rathaus eine Podiumsdiskussion über die Entwicklung des Rad- und Fußgänger*innenverkehrs in Wien und Budapest statt. Die Stadt Wien vertrat Petra Jens und erzählte in ihrem Vortrag über die Herausforderungen und Erfahrungen der bisherigen Wiener Projekte und die Wichtigkeit der entsprechenden Kommunikation mit der Bevölkerung.